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Orientierung an Kurzfrist- oder historischen Langfristrenditen?

Wie kann man die erwarteten Langfristrenditen für verschiedene Anlageklassen (und damit letztlich für das Gesamtportfolio) am vernünftigsten ermittelt.  Das gelingt am besten, indem man zurück in die Vergangenheit geht und sich anschaut, wie sich die Renditen von Anlageklassen über einen sehr langen Zeitraum entwickelt haben, und daraus einen Durchschnitt bildet. Hier ist ein Betrachtungszeitraum von…

Wie kann man die erwarteten Langfristrenditen für verschiedene Anlageklassen (und damit letztlich für das Gesamtportfolio) am vernünftigsten ermittelt. 

Das gelingt am besten, indem man zurück in die Vergangenheit geht und sich anschaut, wie sich die Renditen von Anlageklassen über einen sehr langen Zeitraum entwickelt haben, und daraus einen Durchschnitt bildet. Hier ist ein Betrachtungszeitraum von mindestens 30 bis 40 Jahren zugrunde zu legen, denn sonst bekommt man nur zufällige Momentaufnahmen. Je länger die historische Zeitreihe ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie für die langfristige Zukunft, also die sogenannte „erwartete Rendite“ oder Wertentwicklung, repräsentativ ist. Aus wissenschaftlicher Sicht ist die erwartete Rendite die beste Schätzung der zukünftigen langfristigen Rendite. 

Betrachtet man einen noch längeren Zeitraum, z. B. 50 oder 100 Jahre, wird man feststellen, dass es mehrere Konjunkturaufschwünge und -abschwünge, Rezessionen und Boomphasen, Blasen und Crashs sowie Energie-, politische und andere Krisen gegeben hat. Man wird aber auch feststellen, dass sich überdurchschnittlich gute und überdurchschnittlich schlechte Phasen insgesamt gegenseitig ausgeglichen haben.

Die erwartete Rendite, der Expected Return, eines Assets ist, bezogen auf eine Anlageklasse, der in der Zukunft auf der Basis der heute bekannten Informationen wahrscheinlichste Langfristdurchschnitt. Um diesen zu ermitteln, wird ein geometrischer oder arithmetischer Durchschnitt der Renditen über einen langfristigen historischen Zeitraum hinweg gebildet. Die erwartete Realrendite (inflationsbereinigte Rendite) von Standardwerteaktien (Industrieländer) wird anhand dieser Berechnungsmethode typischerweise mit etwa 5,1 % p. a. (nominal 8,2 % p. a.) in USD beziffert (geometrischer Durchschnitt). Dies entspricht dem globalen historischen Wert von 1900 bis 2023 (124 Jahre). Die Werte für die USA, die man oft in den Medien findet, fallen real etwa um 1,4 % p. a. höher aus.

Diese Methode, die erwarteten Realrenditen anhand sehr langfristiger (> 50 Jahre) historischer Renditen zu bestimmen, hat sich in der Finanzökonomie bewährt und wird dort am häufigsten eingesetzt.

Entscheidend ist in diesem Zusammenhang die Feststellung, dass Aktien generell risikoreicher sind als kurzfristige Staatsanleihen, langfristige Anleihen risikoreicher als kurzfristige Anleihen, Fremdwährungsanlagen risikoreicher als Anlagen in eigener Währung, kreditfinanzierte Anlagen risikoreicher als eigenkapitalfinanzierte Anlagen, Small Caps (Aktien von kleinen Unternehmen) risikoreicher als die von Large Caps (Großunternehmen) und die Anlage in einzelne Aktien risikoreicher ist als die in breit angelegte Indexfonds, weil erstere einem nicht prognostizierbaren Ausfallrisiko unterliegen, während letztere den Gesamtmarkt abbilden und damit das Anlagerisiko minimieren.

Dass es bei Aktien deutlich höhere Schwankungen gibt, liegt in der Natur der Sache. Gäbe es sie nicht, wären Aktien risikolos und könnten keine fünf- bis sechsmal so hohe Langfristrendite erzielen wie die risikoärmste Geldanlage in kurzfristigen Staatsanleihen von AAA-Staaten.

Den Forschungsarbeiten der drei renommierten Ökonomen Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton ist es zu verdanken, dass Daten analysiert wurden, die sogar bis zum Jahr 1900 zurückreichen (124 Jahre).