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Was bedeutet die Politik der Trump-Administration für Anleger? — Teil 2

Die am 02.04.2025 von Trump verkündeten Zollmaßnahmen haben die Weltwirtschaft verunsichert und zu einer verstärkten Verkaufswelle im amerikanischer Aktien- und Anleihenmarkt geführt. Diese Welle lässt sich jedoch nicht allein durch die Zölle erklären.

Teil 2: Trumps Zollmaßnahmen vor dem Hintergrund seines Wirtschaftsverständnisses

Die am 02.04.2025 von Trump verkündeten Zollmaßnahmen haben die Weltwirtschaft verunsichert und zu einer verstärkten Verkaufswelle im amerikanischer Aktien- und Anleihenmarkt geführt. Diese Welle lässt sich jedoch nicht allein durch die Zölle erklären. Maßgeblich beigetragen zu dem Kapitalabfluss haben auch das von der Trump-Administration angerichtete Chaos in der Außenpolitik, insbesondere die Schwächung des NATO-Bündnisses, und das erschütterte Vertrauen in die Zuverlässigkeit der USA als finanziell sicherer Hafen dieser Welt. In der Folge ist der Außenwert des Dollars gesunken und sind die Aktienkurse gefallen, was sich für Anleger, die in der Euro-Währung in US-Dollar-Staatsanleihen oder -Aktien investierten besonders bemerkbar machte.

Tatsache ist, dass die amerikanische Währung infolge der hohen Nachfrage durch die Länder mit Exportüberschüssen aufgewertet wurde. Dies hat dazu geführt, dass die Wettbewerbsfähigkeit der USA gesunken ist und zahlreiche Unternehmen aus der verarbeitenden Industrie das Land verlassen haben.1 Die Vereinigten Staaten weisen ein signifikantes Leistungsbilanzdefizit auf.

In Teil 1 des Blogs, „Grundzüge von Trumps Politik“, wurde bereits erwähnt, dass Trump mit seiner Zollpolitik die heimische Wirtschaft schützen und so das Handelsdefizit der USA abbauen möchte. Um zu verstehen, wie Trump hier „tickt“, lohnt es sich, sein Wirtschaftsverständnis etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Trumps Wirtschaftsverständnis

Der US-Präsident meint, anders als die meisten Ökonomen, Exporte seien gut und Importe schlecht für ein Land. In der Tradition des Merkantilismus, einer Volkswirtschaftstheorie des 18. Jahrhundert, sieht er den Zweck des Wirtschaftens im Export. Importe seien nur ein notwendiges Übel, das möglichst kleingehalten werden sollte, weil sie den Amerikanern Arbeitsplätze und Unternehmensgewinne wegnähmen. Diesem angeblichen Übel möchte er mit seiner protektionistischen Zollpolitik begegnen.

Eine Volkswirtschaft ist kein Konzern, sie kann auch mit Defiziten im Außenhandel florieren. Oft ist ein solches Loch die Folge einer starken Konjunktur, weil ein höherer Konsum meist zu höheren Importen führt. Die USA genießen seit Jahren ein starkes Wachstum, niedrige Arbeitslosigkeit und einen hohen Lebensstandard, und die Handelsbilanz ist tiefrot.

Mit seiner Abschottungspolitik greift Trump den freien Welthandel an und möchte die Globalisierung zurückdrehen, um eine größtmögliche wirtschaftliche Autarkie der USA zu erreichen.

Die Vorteile des internationalen Tauschhandels liegen aber gerade darin, dass bestimmte Länder gewisse Güter und Dienstleistungen zu geringeren Kosten produzieren können als andere, während dies anderen Ländern auf jeweils anderen Gebieten gelingt. Erst durch diese internationale Arbeitsteilung können Länder Handel treiben und vom Austausch profitieren. Eine sich abschottende Volkswirtschaft hingegen ist gezwungen, vieles im Inland zu produzieren, auch wenn dies nicht effizient ist, was zu höheren Kosten und minderwertigen Produkten führt.

Die internationale Tauschwirtschaft ist die Quelle unseres globalen Wohlstands. Mit dieser Erkenntnis tut sich der US-Präsident offensichtlich schwer.

Sind die USA für Investoren noch vertrauenswürdig?

In einem Artikel Ende des letzten Jahres hat Steven Miran, Präsident des Council of Economic Advisers, die Möglichkeit in den Raum gestellt, kurzlaufende US-Staatsanleihen in langlaufende, niedrig verzinsliche Anleihen umzuwandeln. Es bleibt abzuwarten, ob die US-Regierung in diese Richtung gehen wird (siehe hierzu ausführlicher Teil 3 dieser Artikelreihe).

Parallelen zur Vergangenheit

Bei der Suche nach Parallelen in der Vergangenheit stößt man auf die Weltwirtschaftskrise von 1929. Ihr Auslöser war die Erlassung massiver Zölle durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten Herbert Clark Hoover. Vergeltungszölle anderer Länder folgten, sodass sich die Zölle gegenseitig hochschaukelten. Die Folge war ein drastischer Rückgang der globalen Wirtschaft. Der Handel ging weltweit um ca. 60 % zurück, während das Sozialprodukt um etwa 20 % sank.

Nach der Corona-Pandemie, die erst vor wenigen Jahren endete, sehen wir uns gegenwärtig mit mehreren internationalen Konflikten konfrontiert: Kriege in der Ukraine und in Israel und Gaza sowie ein von der Trump-Administration angezettelter Handelskrieg. Die Weltwirtschaft wird sich von diesen multiplen Krisen vielleicht erst in ein bis zwei Jahren erholt haben.

Für den Anleger bedeutet dies schlussendlich, nicht in Panik zu verfallen, sondern an der Strategie eines langfristigen Investments in ein global diversifiziertes indexbasiertes Kapitalmarktportfolio und in risikoarme Staatsanleihen festzuhalten. Keine Krise, auch diese nicht, kann die Regeln eines rationalen Vorgehens im Umgang mit den Kapitalmärkten außer Kraft setzen.

  1. Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes bei den Amerikanern liegt derzeit bei 17 %, in Großbritannien und Frankreich bei etwa 19 % und in Deutschland bei etwa 20 % des Bruttoinlandsprodukts. ↩︎